Was Frauen wollen

Es wird soviel polemisiert und diskutiert über die Gleichstellung der Frau, dass die Gefahr besteht, zu vergessen, worum es dabei wirklich geht. Für viele Frauen ist Feminismus gleichbedeutend mit einem täglichen Kampf um Gleichberechtigung, wogegen das Wort feminin in unserer Gesellschaft gleichgesetzt wird mit weiblich, im Sinne von zart, schön, attraktiv. Und meilenweit entfernt von kämpferisch. Kann feminin und Feminismus also überhaupt zusammen passen? Und wofür kämpfen wir Frauen eigentlich? Geht es wirklich nur noch um Gleichberechtigung – oder vielmehr um das Recht, über das eigene Leben bestimmen zu können?

Die Debatte rund um den Feminismus scheint unsere Gesellschaft zunehmend in zwei Lager zu spalten: diejenigen, die sich für die Gleichberechtigung der Frau stark machen und das Gegenlager, das sich für eine „neue Weiblichkeit“ einsetzt, sprich: Frauen sollen sich ihrer ursprünglichen Bestimmung besinnen, nämlich Kinder in die Welt zu setzen. Mit zunehmender Polarisierung übersehen all diese streitbaren Frauen gerne, dass es zwischen den beiden Polen noch unendlich viele Varianten gibt und die meisten Frauen einfach nur versuchen, das Beste aus ihrem Leben zu machen.

Denn wenn wir ehrlich sind, können wir es sowieso niemandem recht machen: Wenn eine Frau sich von ganzem Herzen dazu entschließt, zuhause zu bleiben, um für die Familie da zu sein, bekommt sie den wenig schmeichelhaften Stempel „Nur-Hausfrau“ aufgedrückt.  Frauen, die sich für Karriere und gegen Kinder entscheiden, werden gerne in die Schublade „karrieregeile Mannsweiber“ gesteckt. Immer mehr Frauen, die versuchen, alles unter einen Hut zu bringen, die sich morgens bis abends mit einem schlecht bezahlten Teilzeitjob, anspruchsvollen Kindern, einem noch anspruchsvolleren Partner und, nicht zu vergessen, Staubsaugern und Küchengeräten, herumschlagen, schrammen tagtäglich knapp am Burn Out vorbei. Und wer bestimmt eigentlich darüber, was eine gute Mutter ist? Die deutsche Sprache ist die einzige, in der das Wort „Rabenmutter“ existiert.

Die einzige Lösung für uns Frauen bleibt, es uns selbst recht zu machen, statt allen anderen. Dazu müssen wir natürlich erst wissen, was wir wollen, und das ist wahrscheinlich die größte Hürde. Denn wir sind ständig hin- und her gerissen zwischen all den Möglichkeiten, die wir heutzutage haben, zwischen dem Wunsch, uns selbst zu verwirklichen und dem Anspruch, ein angepasster Teil der Gesellschaft zu sein. Schön wäre, wenn jede Frau für sich selbst bestimmen dürfte, welchen Weg sie gehen möchte, ohne sich dafür vor irgend jemandem rechtfertigen zu müssen. Erst dann wären wir wahrlich gleichberechtigt. Aber solange uns in unserer Gesellschaft suggeriert wird, dass frau schlank, schön und jugendlich, also feminin zu sein hat, und die Frauen dabei in ständiger Konkurrenz zueinander stehen, sind wir sowieso noch weit entfernt vom Ziel des Feminismus: nämlich als Frau, egal ob dick oder dünn, schön oder durchschnittlich, unseren Weg zu gehen.

 

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