New York – Stadt der Widersprüche

 „I like your scarf“ sagt ein Mann zu mir, der im Café am Nebentisch sitzt – und unterhält sich gleich darauf mit seinen Freunden weiter. Das ist typisch für diese Stadt – die Menschen sind aufgeschlossen und freundlich und sparen nicht mit Komplimenten. Auch meine Gastgeberin Carola passt gut hierher: sie ist gebürtige Hannoverin, die irgendwann beschlossen hat, in New York zu bleiben. Obwohl sie eigentlich nur jemanden bräuchte, der sich um ihren Kater kümmert, während sie übers Wochenende weg ist, bietet sie mir an, auch die zwei darauffolgenden Nächte bei ihr zu wohnen. Sie lebt in Harlem, das lange Zeit als gefährliches Pflaster galt. Doch heute ist es hier, wie fast überall in New York, sicher und ich fühle mich sofort wohl in der „Neighbourhood“.

Dass die New Yorker großen Wert auf ihre Regeln legen, wird mir erst jetzt, nach mehreren Besuchen der Stadt bewusst. Besonders auf meiner Fahrradtour entlang des Hudson Rivers: IMG_8464„Go slow, respect others“, „Tidy up behind your dog“ „No smoking within the park“ – alle paar Meter ein anderes Schild.

Im Central Park lasse ich mich mit meinem Fahrrad langsam einen Fußweg hinunterrollen – und werde sofort von einem älteren Mann darauf hingewiesen, dass das nicht erlaubt sei, alles andere als freundlich. Radfahren kann man hier eigentlich nur auf der Hauptstraße, die einmal rund um den Park führt, und das – aufgepasst – nur gegen den Uhrzeigersinn! („Cyclists must always travel counter-clockwise around the Park“) Das passt so gar nicht zu dem Bild, das ich bisher von dieser Stadt hatte: Fußgänger, die bei Rot über die Kreuzung gehen und Autofahrer, die sich hupend einen Weg kreuz und quer durch das Verkehrschaos bahnen. IMG_8480

Wie um zu beweisen , dass es auch anders geht, begegnen mir gleich darauf ein paar Skater, die sich trotzig den Broadway erobern – und ungerührt das wütende Hupen der Autos über sich ergehen lassen.

Da ich diesmal mit Argusaugen durch die Stadt gehe, fallen mir noch ein paar andere Dinge auf: die vielen Citibike-Stationen in Downtown Manhattan und Radwege auf den großen Avenues. Ein Teil des Times Squares wurde zur Fußgängerzone umfunktioniert, und auch auf Mülltrennung wird jetzt Wert gelegt. Auf der anderen Seite gibt es immer noch viel zu viel Plastik – in Form von Verpackungen, Einkaufssackerl und Take away-Food und -Drinks. Überall sind Menschen mit Kunststoffbechern in der Hand zu sehen.

Tatsache ist jedoch, dass die Zahl der Grünflächen in der Stadt wächst. Der ambitionierte Umweltplan plaNYC des ehemaligen Bürgermeisters Michael Bloomberg sieht unter anderem vor, dass jeder New Yorker in zehn Minuten Fußweg einen Park erreichen soll, 865.000 Bäume wurden in den letzten Jahren gepflanzt. IMG_8454

Die High Line ist eines dieser ehrgeizigen Projekte: eine stillgelegte Hochbahntrasse, die zu einem Park umfunktioniert wurde und sich über eine Strecke von 2,5 km durch die Stadt schlängelt. Hier lässt es sich gut Verschnaufen vom Trubel der Stadt.

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