Der Sprung ins kalte Wasser

Einer meiner Lieblingsfilme ist „A Star is born“, der auf berührende und sensible Weise die Liebesgeschichte zwischen einer aufstrebenden Sängerin und einem abgehalfterten Rockstar mit Alkoholproblemen erzählt. Darin gibt es eine Szene, in der die noch unbekannte Sängerin Ally von Jack auf die Bühne geholt wird, um gemeinsam einen von ihr komponierten Song zu singen. Der Moment, in dem sie, nach anfänglichem Zögern und noch am Rand der Bühne stehend, beschließt, da hinaus zu gehen und vor einem Riesenpublikum zu singen, ist etwas, das ich nur allzu gut kenne.

Ich habe es immer schon gebraucht, dieses Gefühl, über meinen eigenen Schatten zu springen und meinen Ängsten ein Schnippchen zu schlagen. Wenn ich als Kind im Freibad vom 10 Meter-Turm sprang, gab es diesen entscheidenden Moment vor dem Sprung: Ich trat einen Schritt von der Kante des Sprungbretts zurück, um nicht in die Tiefe blicken zu müssen – in der Gewissheit, dass das Becken darunter für Schwimmer gesperrt war – schaltete mein Hirn aus, machte einen Schritt nach vorne und sprang. Ich liebte das Gefühl des freien Falls und den Moment, da ich ins Wasser eintauchte und in die Tiefe sank, außer Atem von der Aufregung vor dem Sprung. Ich erinnere mich, wie ich mit dem letzten Rest von Luft in meiner Lunge so schnell wie möglich an die Oberfläche schwamm und das köstliche Gefühl, wenn die Luft wieder in meine Lungen strömte.

Zwar springe ich heute nicht mehr vom 10 Meter-Brett, aber die Suche nach Herausforderungen und Abenteuern hat mich meine Leben lang begleitet. So kam es, dass ich – trotz Höhenangst – mit einem Gummiseil um den Knöchel von einer 100 Meter hohen Brücke sprang (und mir danach schwor, es nie wieder zu tun), trotz meiner angeborenen Schüchternheit eine TEDx-Rede vor 200 Menschen hielt oder mehrmals als Sängerin auf einer Bühne stand.

Immer war da dieses Kribbeln im Bauch und weiche Knie. Immer auch ein Teufelchen, das mir zuflüsterte: Tu‘s einfach! Und jedes Mal danach das Gefühl der Erleichterung und des Stolzes. Nach jeder gemeisterten Herausforderung fühlte ich mich ein wenig stärker, mit jedem Schritt aus meiner Komfortzone wuchs meine Selbstsicherheit. Denn ich habe gelernt: Was ich mir vornehme, kann ich auch schaffen.

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