Nach einer Woche bei „Little Place of Freedom“ habe ich eine ungefähre Vorstellung davon, wie ein einfaches Leben in Verbundenheit mit der Natur aussehen kann. Der Hof von Isa und Danijel liegt abgelegen in den Bergen Bosnien-Herzegowinas, bis in den nächsten Ort fährt man eine halbe Stunde. In ihrem Gemüsebeet wachsen Tomaten, Paprika, Kohl, Zucchini und noch einiges mehr. Heizung gibt es außer zwei Öfen in Küche und Schlafzimmer keine, hin und wieder fällt der Strom aus. Für eine wie mich, die es gerne warm hat, durchaus eine Herausforderung, denn die Nächte in den Bergen sind kühl. Und doch gewöhne ich mich daran, in der warmen Küche mit den anderen zusammen zu sitzen und tagsüber die wärmende Herbstsonne zu genießen (wenn sie denn scheint).
Ich helfe beim Unkraut jäten, lasse mich gerne mit Köstlichkeiten aus dem Gemüsebeet bekochen. Mache Spaziergänge den Berg hinauf, genieße die Stille und den grandiosen Ausblick. Abends, wenn der Ofen heizt und die Türe offen ist, um ein wenig kühle Luft hereinzulassen, umschwirren riesige Nachtfalter das Licht oder große, blauschwarze Käfer spazieren über den Küchenboden. Einmal hören wir draußen einen Siebenschläfer quietschen und entdecken ihn oben im Gebälk, er sieht uns mit großen, dunklen Augen an, bevor er in einem Loch verschwindet. Wir sitzen ums Feuer, über uns ein großartiger Sternenhimmel. Wenn alle schlafen gehen, wird es stockdunkel, hier gibt es keine störenden Lichter.
Es ist ein Leben, wie ich es mir vor einigen Jahren noch nicht vorstellen konnte. Es tut gut zu sehen, was alles möglich ist.