¨Gegen die Einsamkeit scheint es kein anderes Mittel zu geben als das Alleinsein¨, schreibt John Steinbeck in seinem Buch „Die Reise mit Charley“.
Diese Worte des großen amerikanischen Schriftstellers gehen mir durch den Kopf, während ich an einem wunderschönen Karibikstrand meinen Kaffee trinke und aufs Meer hinausblicke. Ich habe die Gelegenheit beim Schopf gepackt und mir nach einer Fairtrade-Pressereise in Honduras einen langjährigen Traum erfüllt: einmal die Karibik zu sehen. Während meine Kollegen bereits die Heimreise angetreten haben, bin ich weiter auf die Insel Roatán gereist, um hier noch einige Tage auszuspannen. Alleine im Paradies – ja, es fühlt sich gut an. Ich blicke auf das türkisfarbene Wasser, hänge meinen Gedanken nach und komme zu dem Schluss: ich brauche diese regelmäßigen Auszeiten wie andere die tägliche Zigarette. Wenn ich alleine bin, gelingt es mir am besten, ganz bei mir zu sein und in mich hinein zu spüren. Und so suche ich immer wieder die Einsamkeit und genieße das Alleinsein – am liebsten unterwegs.
Es ist jedes mal dieselbe Routine: nach ein paar Monaten zuhause werde ich unruhig und sehe mich nach einer Möglichkeit um, für einige Tage fort zu kommen. Daran ändert nichts, dass ich alles an meinem Leben liebe: meine Familie, meine Arbeit, mein Zuhause. „Wenn das Virus der Rastlosigkeit von einem unsteten Menschen Besitz ergreift und die Straße, die in die Ferne führt, ihm breit und gerade und lockend erscheint, dann muss das Opfer zuerst in sich selbst einen guten und zureichenden Grund zum Aufbruch finden. Für den erfahrenen Tramp ist das kein Problem.“ So schreibt John Steinbeck weiter in seinem Reisebericht und ich erkenne mich in seinen Worten wieder. Ich liebe es, unterwegs zu sein und fremde Länder kennen zu lernen, oder auch nur ein paar Tage meinem Alltag zu entfliehen. Und doch spüre ich jedesmal die widerstreitenden Gefühle in mir: hier meine Kinder, meine Familie – dort das lockende Abenteuer. Je näher die Abreise rückt, desto größer wird die Vorfreude – manchmal gesellt sich auch Nervosität dazu. Letztendlich überwiegt jedoch immer die Abenteuerlust, und die unbändige Freude am Reisen.
Bei meinen Reiseentscheidungen hilft mir die Gewissheit, einen Mann zu haben, der hinter mir steht und für unsere Kinder da ist – und dafür bin ich unendlich dankbar. Denn Reisen bedeutet mir alles. Auf Reisen fühle ich mich frei, ich komme auf neue Gedanken und lasse die alten hinter mir. Ich liebe es, in fremde Kulturen einzutauchen und über den eigenen Tellerrand hinaus zu sehen. Natürlich genieße ich es auch, mit meiner Familie unterwegs zu sein, doch die größten Abenteuer ergeben sich meist durch meinen Beruf. Und so sitze ich hier, an diesem traumhaften Karibikstrand und bin dankbar: für den perfekten Moment, für all das Schöne in meinem Leben. Das allerschönste am Reisen ist jedoch das Heimkommen. Auf der Heimreise steigt die Vorfreude auf meine Lieben. Und wenn ich meinen Mann und meine Kinder in die Arme schließe, weiß ich: hier gehöre ich hin.